lernkern hat geschrieben: So 25. Apr 2021, 22:01
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Nun ist es aber bei der Straßenbahn so, dass ich gar nicht recht weiß, wie ein Betrieb nach Fahrplan läuft. Daher auch dieser Thread, ich will ja etwas lernen.
Beispielsweise kenne ich Begriffe wie "Stellwerksbereich" oder "UFGT" überhaupt gar kein bisschen.
Deswegen freue ich mich, wenn Leute ihr Konzept hier vorstellen oder mir auch Tipps gegen, wie und wo ich mich da schlau machen kann.
Hallo Jörg,
also ich versuche mal das Konzept Stellbereiche zu erläutern. Damit das Anschaulicher wird, hier mal ein Plan wie die Anlage der Modulfreunde häufig aufgebaut wird (bzw hier sind mal nur E. Löws Module dargestellt, an den offenen Enden hängen i.d.R. weitere dran):
Bei der echten Straßenbahn stellt sich ja der Fahrer i.d.R selber die Weichen, z.B über Tasten, oder über das IBIS-Bordgerät. Dies ist im Digitalbetreb auch so umsetzbar, weil das ja jeder Zug quasi mit einem Fahrer besetzt ist, der weiß, wo er hin will. (Es gibge auch mit direkt am Modul angebrachten Druckknöpfen) Im Analogbetrieb hingegen steckt im Fahrzeug kein Wissen, ergo, muss von anderer Stelle bestimmt werden, wo die Bahn hin soll. Deswegen ist die Anlage in mehrere Stellwerke aufgeteilt. Ein Bediener kümmert sich dann z.B um die Altstadt, ein anderer um den HBF (in echt gibt es noch mehr Stellwerke, aber für das Prinzip genügt der Blick auf zwei). Diese Stellwerke beinhalten die Weichensteuerung und die Fahrstromsteuerung. Pro Weichenstellung gibt es eine Taste, und der Fahrstrom ist folgedendermaßen:
Haltestellen, haben einen Kippschalter der, wenn die Haltestele benutzt wird (also dort gehalten werden soll) auf AUS steht, und einen Tastschalter, der nur, solange man ihn drückt Strom auf das Gleis gibt, die Abschnitte zwischen den HSTs haben den Kippschalter auf EIN (und brauchen theoretisch keinen Taster). Kommt nun eine Bahn, fährt sie bis alle Achsen im Haltestellenbereich sind, und bleibt dort stehen. Drück man den Taster fährt sie wieder los, und rückt eine Haltestelle weiter, und hält dort von selbst. sobald alle elektrisch verbundenen Achsen aus der HST sind, kann schon die nächste Bahn in die Haltestelle einfahren usw.
Aufgrund der Größe, wäre es für einen Bediener schwer, müsste er das ganze Hufeisen alleine steuern, vor allem, wenn mal soviele Bahnen wie Haltestellen da sind, auf der Anlage fahren will. In diesem Fall, müssen alle gleichzeitig losfahren, dann klappt es. Will man einen Sicherheitpuffer haben, das man alle nacheinnader abfährt sollte Haltestellenzahl -1 Fahrzeuge max im Umlauf sein. Dann fährt eben die Bahn deren Nachfolgehaltestelle grade nicht belegt ist als erstes los, dadurch wird für die Bahn dahinter eine HST frei usw.
Da aber nach diesem Konzept schon alleine m Stellbereich Altstadt bis zu 7 Bahnen sein könnten kann es schnell unübersichtlich werden. Deswegen bedient den HBF ein zweiter Mitspieler. Wenn man nun vorher Linien ausgemacht hat, sagen wir Beispielsweise, Linie 1 fährt Vom HBF Schleife über HBF - Marienplatz - Altstadt - Marienplatz - Grundschule - HBF - HBF Schleife, dann wird die Bahn, wenn sie Grundschule steht dem HBF angeboten, z.B "Linie 1 für Hauptbahnhof", der stellt die Weichen für den Bahnsteig, auf dem die 1er eben fährt und sagt,"ja" oder "kommen" (zuletzt haben wir da auch mal mit Tischglocken experimentiert, die Altstadt schlägt auf die Glocke - "ja" - Bahn fährt los...). Umgekehrt natürlich auch, will der HBF eine Bahn in die Altstadt schicken, muss sicher gestellt sein, das weder noch eine Marienplatz stehende Bahn rumsteht (sonst fährt die nächste auf) noch grade eine Bahn von Grundschule nach Marienplatz fährt, sonst gibt es eine Flankenfahrt auf der Weiche. Ideal ist dabei immer, wenn ab dem Angebot bereits wenige Sekunden später, die Bahn auch tatsächlich fahren kann. Dafür braucht es eben schnelle Bediener der Stellwerke.
Auch ein Kriterium ob fahren nach Linie eher gut oder eher schlecht funktioniert ist, wie die Linien gelegt werden. So gab es auch schon Linienkonzepte, bei denen die aus der Altstadt kommende Bahn am HBF wenden, und dann über den Abzweig Hallenbad zu einer anderen Schleife fahren soll. Da dann als HBF die Übersicht zu behalten, woher die Bahn zuletzt kam, und wo sie folglich als nächstes hin muss, ist echt schwer. Das festlegen sinnvoller Linien ist daher ein ganz eigenes Problemfeld, zumindest im Analogbetrieb sehe ich Stichstrecken, die zweimal befahren werden müssen kritisch. Andere Anlagenbediener kommen damit aber scheinbar zurecht.
Wenn nun der HBF aus irgendeinem Grund nicht aufnahmefähig ist, dann kommt es eben zu der Frage, was tun. Warten, und riskieren, das irgendwann alles steht? Oder an der Grundschule die Weiche gen Marienplatz umstellen und Ehrenrunde drehen? Was natürlich denen, die nach Linie fahren wollen, dann eher nicht so schmeckt, weil dann ja die Haltestellenabfolge nicht mehr stimmt.
Dann noch zur anderen Frage UFGT.
In Echtstellwerken (der Eisenbahn) fährt man ja in der Regel mit Start-Ziel Bedienung, und dann läuft automatisch ein Fahrweg ein. Meist ist das der kürzeste und direkteste, bzw der, wo man am wenigsten Weichen krumm befahren muss. Nun kann es ja Gleisanordnungen geben, wo man das selbe Ziel auf mehreren Wegen erreichen kann. Dann kann man sogenannte Umfahrzugstraßen einstellen - eben durch drücken der UFGT (Umfahrzugstraßengruppentaste) und danach Start - Ziel. Ich habe mal ein Beispiel gemacht:
Oben, die die beiden Fahrstraßen normal einlaufen würden:
Kann die erste Weiche von links aus betrieblichen oder technischen Gründen nicht geradeaus befahren werden, kann man mit der UFGT eben die unteren alternativen Fahrwege nutzen. Das kann, auch im Modell weiteren Spielspaß bringen, wenn man mal solche Wege fährt. Im Echtstellwerk kann das dazu dienen, D-Wege (Durchrutschwege anderer Zugstraßen zum Umfahren, oder wenn Techniker im Gleis sind, oder auch als simple Rostbügelfahrt, wenn die Weichen sonst nicht krumm befahren werden, damit wenigsten einmal am Tag die Schienenköpfe etwas poliert werden.
Ich hoffe, das war soweit nachvollziehbar.
Gruß Daniel